Das Finale im Fußballwettbewerb gegen den amtierenden Weltmeister UNSW Australia war eine Neuauflage des Halbfinales des Vorjahres. Mit 1:3 war der Spielausgang zwar weniger deutlich als 2014, es blieb eine bittere Niederlage für den vierfachen Weltmeister aus Bremen. UNSW Australia attackierte das Bremer Tor in der ersten Halbzeit unermüdlich, scheiterte aber bis kurz vor der Halbzeitpause immer wieder an der starken Bremer Defensive. Dann allerdings konnten die Australier einen Schuss aus kurzer Distanz zum 1:0 verwandeln. Die zweite Halbzeit begann ausgeglichener und der Ball wechselte zwischen beiden Hälften hin und her. Nach sechseinhalb Minuten – eine Halbzeit dauert zehn – schafften die Bremer Roboter den Ausgleich zum 1:1. Das australische Team nahm daraufhin einen Time-out, d.h. eine Spielunterbrechung von fünf Minuten. Zurück im Spiel gelang es ihnen, eine Minute vor Ende der zweiten Halbzeit erneut mit 2:1 in Führung zu gehen. Schließlich setzten die Roboter aus Down Under noch eins drauf und erzielten sechs Sekunden vor dem Abpfiff durch einen Distanzschuss sogar noch das 3:1, weil der Bremer Torwart den Ball erst hinter der Linie aufhalten konnte. Insgesamt war es ein packendes Finale.
Der Auswahlmannschaftswettbewerb
Neben dem normalen Fußballturnier wird beim RoboCup seit zwei Jahren auch der Auswahlmannschaftswettbewerb ausgetragen. Dabei wird in gemischten Teams mit wechselnden Zusammenstellungen der NAO-Roboter gespielt. Jedes teilnehmende Team stellt nur einen Spieler, der mit Robotern aus anderen Teams kooperieren muss. Bei diesem Wettbewerb geht es zwar auch darum, die Spiele zu gewinnen, viel stärker wird aber berücksichtigt, wie gut sich ein Roboter als Mitspieler verhält und ob er die Regeln befolgt. Dies wird von Punktrichtern bewertet. Im Vorjahr konnte B-Human diesen Wettbewerb für sich entscheiden und auch diesmal erhielt das Team von den Punktrichtern die beste Bewertung. Allerdings lag das Nao-Team HTWK in der Bewertung nur knapp dahinter, war aber häufiger auf der Seite der siegreichen Mannschaft und konnte so B-Human auf den zweiten Platz verdrängen. Insgesamt wurden in diesem Wettbewerb die vier ersten Plätze von deutschen Teams belegt, denn nach Leipzig und Bremen folgten gleich die Nao Devils aus Dortmund sowie Berlin United.
Die technischen Wettbewerbe
Traditionell werden beim RoboCup auch die so genannten technischen Wettbewerbe ausgetragen, bei denen es Einzelaufgaben zu lösen gilt, mit denen mögliche Regeländerungen für die Zukunft getestet werden. Dieses Jahr ging es erstens um den Ablauf eines Eckstoßes, den es bisher in den Regeln nicht gibt, zweitens um das Laufen auf unterschiedlichen Teppichen, um dem letztendlich anvisierten Spielen auf Rasen näher zu kommen, und drittens um das Spiel mit beliebigen Bällen, denn bisher wird nur ein ganz bestimmter, farblich auffälliger Ball verwendet. In jedem dieser Einzelwettbewerbe erreichte B-Human jeweils den zweiten Platz unter 27 Teams und konnte damit den technischen Wettbewerb als Ganzes deutlich für sich entscheiden.
Das Team B-Human besteht aktuell aus 10 Studierenden der Universität Bremen sowie den Betreuern Dr. Thomas Röfer vom DFKI-Forschungsbereich Cyber-Physical Systems, der von Prof. Dr. Rolf Drechsler geleitet wird, und Dr. Tim Laue von der Universität Bremen. B-Human tritt seit 2009 bei den RoboCup German Open und der Weltmeisterschaft in der Standard Platform League an und hat siebenmal die deutschen Meisterschaften gewonnen und viermal den Weltmeistertitel errungen.
In der Standard Platform League verwenden alle Fußball-Teams dasselbe Robotermodell, nämlich den humanoiden Roboter NAO der französischen Firma Aldebaran Robotics. Die Teams unterscheiden sich allein in der Software, die sie für die Roboter entwickeln. Dank ihrer Hilfe agieren die NAOs im Spiel vollständig autonom. Sie müssen ihre Umgebung erkennen, Entscheidungen fällen und diese dann gemeinsam umsetzen. In den Fußballspielen treten jeweils fünf Roboter gegeneinander an.
Im diesjährigen Wettbewerb gab es drei zentrale Neuerungen: Die Tore sind nun weiß statt wie bisher gelb, wodurch sie viel schwieriger für die Roboter auszumachen sind, da weiß in der Umgebung wesentlich häufiger vorkommt und die NAOs selbst auch weiß sind. Zudem dürfen die einzelnen Teams nun eigene Trikots entwerfen und verwenden, wodurch es für das Publikum deutlicher ist, welche Teams gerade gegeneinander spielen. Allerdings müssen die Roboter nun verschiedenen Variationen an Trikots unterscheiden können. Die dritte neue Herausforderung besteht darin, dass die NAOs ab dem Halbfinale das Pfeifen des Schiedsrichters selbst erkennen müssen. B-Human nutzt dafür eine Erkennung, der genau ein Pfeifengeräusch eintrainiert wurde, damit die Roboter in einer Halle voller Fußballfelder nicht auf das Pfeifen von Nachbarwettbewerben reagieren. Leider erzeugten die beim Wettbewerb verwendeten Pfeifen nicht immer denselben Ton, so dass die Erkennung zwar meistens, aber nicht immer funktionierte. Andere Teams verwendeten tolerantere Ansätze, wodurch die Erkennung besser funktionierte, die Roboter aber auch manchmal ein Pfeifen hörten, obwohl der Schiedsrichter gar nicht gepfiffen hatte.
Über den RoboCup
Hinter dem Wettbewerb steht eine internationale Initiative zur Förderung der Forschung in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Robotik. Gemeinsames wissenschaftliches Ziel ist, bis zum Jahre 2050 ein Team von autonomen, humanoiden Robotern zu entwickeln, das in der Lage ist, den zu diesem Zeitpunkt amtierenden menschlichen Fußballweltmeister zu schlagen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden in verschiedenen Ligen unterschiedliche Forschungsschwerpunkte gesetzt und die Anforderungen an die Teams kontinuierlich erhöht.
Kontakt:
Dr. Thomas Röfer
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH
Forschungsbereich Cyber-Physical Systems
Tel.: +49 421 218 64200
Thomas.Roefer@dfki.de
DFKI-Pressekontakt:
Unternehmenskommunikation Bremen
Tel.: +49 421 178 45 4180
uk-hb@dfki.de