Die derzeitige Debatte über Digitalisierung wird von der negativen Vision überschattet, dass die Technologie die Menschen ersetzen soll, dass sie zu Vereinsamung führen wird und letztlich die Beziehung zwischen den Menschen schwächt. Technologie kann und sollte aber vielmehr dazu eingesetzt werden, Menschen stärker in die Gesellschaft zu integrieren und durch erfolgreiche Inklusion den Zusammenhalt der Gesellschaft zu verbessern. Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz (KI) und anderen Feldern der IT eröffnen hier nicht nur neue Möglichkeiten, die bisher Ausgeschlossenen an den Segnungen des Informationszeitalters teilhaben zu lassen. Sie bieten auch Lösungen der Einbeziehung und Teilhabe in viel älteren Problembereichen der Benachteiligung und Ausgrenzung.
Die Integration von Flüchtlingen beschäftigte unsere Gesellschaft in den letzten Jahren wie kaum ein anderes Thema. Aber auch bei vielen anderen sozialen Themen stehen wir seit Jahren vor großen Fragen. Im ihrem aktuellen Video-Podcast spricht Kanzlerin Merkel zum Beispiel über Pflege. Sie erwähnt dabei, dass „Digitalisierung bei der Erledigung buürokratischer Vorgaänge wirklich helfen [kann]“.
Diese Aussage ist richtig. Technologie kann aber noch viel weitergehend helfen. In dem gerade bei De Gruyter erschienenen Buch „IT für soziale Inklusion“ betonen wir einen Aspekt, der in der Debatte oft zu kurz kommt, nämlich das Potential der immer klüger werdenden IT eben gerade für die soziale Inklusion. Wie auch der D21-Digitalindex zeigt, können große Bevölkerungsgruppen die digitale Informationsvielfalt und Kommunikationsmöglichkeiten überhaupt nicht nutzen, da sie schlicht keine Kenntnisse im Umgang mit Technologie haben. Andere Menschen sind motorisch oder kognitiv eingeschränkt und können herkömmliche PCs und Smartphone-Apps nicht hinreichend bedienen. Wieder andere haben noch viel grundlegendere Einschränkungen und können sich zum Beispiel noch nicht einmal ohne fremde Hilfe im Straßenverkehr oder in ihrer Wohnung bewegen und somit nur sehr marginal am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Das Buch eröffnet das Thema des Zugangs der Bevölkerung zu IT-gestützten Dienstleistungen und Informationen in einer Mischung aus wissenschaftlichen Artikeln, Produktvorstellungen und Positionspapieren. Es kommen Wissenschaftler und Gründer von Startups neben Akteuren aus Stiftungen und Vereinen zu Wort. Als Leser spricht das Buch eine breite Zielgruppe an, die einen Einblick in dieses wichtige Zukunfts-Thema erhalten möchte und dieses Buch vielleicht als Ansporn nimmt, die Möglichkeiten der neuen Technologien für die soziale Inklusion weiter auszuleuchten und in Verbünden von Forschung, Wirtschaft, Betroffenengruppen und Politik viele weitere Lösungen zu entwickeln.
Das Buch ist sowohl als Taschenbuch erschienen als auch als open access eBook und PDF. Es kann kostenlos von den Seiten des Verlages herunterladen werden.
Kontakt:
Dr. Aljoscha Burchardt
Lab Manager Language Technology Lab
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
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