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NAO-Roboter unterstützen Kinder im Umgang mit Diabetes – Europäisches Forschungsprojekt ALIZ-E abgeschlossen

| Pressemitteilung | Gesundheit & Medizin | Sprache & Textverstehen | Sprachtechnologie und Multilingualität | Saarbrücken

Allein in Deutschland leiden etwa 15.000 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 14 Jahren an Diabetes Typ 1. Das Projekt ALIZ-E der Europäischen Union hat erforscht, wie soziale Roboter sie im Umgang mit der Krankheit unterstützen können. Forschungsziel war die Verbesserung der Langzeit-Interaktion zwischen Mensch und Roboter.

Die Technologiepartner in ALIZ-E, darunter das DFKI, entwickelten integrierte kognitive Systeme, die NAO-Roboter in die Lage versetzen mit Kindern zu interagieren. Die ca. 60 cm großen humanoiden NAOs ergänzen das Training von Typ 1-Diabetikern im Kindes- und Jugendalter. Die maschinellen Gefährten werden eingesetzt, um zusätzliches Wissen über die Erkrankung zu vermitteln, die Motivation zum Selbstmanagement zu erhöhen und den Hospitalcharakter der Schulungssituation aufzulockern.

Die Interaktion mit Kindern in realen physischen Umgebungen stellt besondere Anforderungen an die soziale Robotik. Die Analyse des Verhaltens der jungen Nutzer zeigte, dass die Funktionalität der eingesetzten Technologien deutlich robuster und die Qualität der Interaktion eine andere sein muss. Spricht der Roboter nur ungenügend auf Kommunikationsversuche an oder wiederholt er sich ständig, verlieren Kinder schnell das Interesse. Weniger komplexe, dafür aber robuste und variierte Verhaltensweisen zeigen deutlich bessere Ergebnisse im Umgang mit Nutzern im Kindesalter.

In ALIZ-E wurden europaweit Studien in realen Umgebungen wie Kliniken, Schulen oder in Sommerlagern durchgeführt. Dabei konnten die Kinder zwischen verschiedenen Aktivitäten, wie z.B. einem Frage-Antwort-Quiz, Sortierspielen oder einem gemeinsamen Tanz mit dem NAO wählen. Außerdem regte der Roboter die Kinder dazu an, über ihre Krankheit zu sprechen.

Verantwortlich für die Sprachinteraktion in ALIZ-E war die Arbeitsgruppe „Talking Robots“ des DFKI-Forschungsbereichs Sprachtechnologie in Saarbrücken. Realisiert wurden hier vor allem die gesprochenen Dialoge, die Spracheingabe, insbesondere das robuste Verstehen auf Basis automatischer Spracherkennung, und die an Situation, Alter, Ausdrucksweise und Stimmungslage des jungen Nutzers angepasste Sprachausgabe.

Die Langzeit-Interaktion, Basis für eine gelungene Mensch-Maschine-Kommunikation und vordringliches Forschungsziel in ALIZ-E, stellte dabei eine besondere Herausforderung dar. Dank eines adaptiven Gedächtnisses sind die NAOs in der Lage, personalisiert und über einen längeren Zeitraum mit einem menschlichen Gegenüber zu interagieren und eine Beziehung aufzubauen. Die Roboter merken sich ihre Gesprächspartner, sprechen die Kinder mit Namen an und erwähnen gemeinsame frühere Interaktionen. Dazu müssen sie in der Lage sein, eine Abfolge von Treffen mit ein und derselben Person über einen Zeitraum von mehreren Tagen zu beherrschen und bestimmte Aspekte daraus in ihre späteren Interaktionen einzubauen.

Voraussetzung zur Erreichung der Ziele der langfristigen adaptiven verbalen Kommunikation in ALIZ-E war die Entwicklung solider linguistischer Ressourcen auf der Basis fundierter Formalismen wie erweiterte Formen kombinatorischer Kategorialgrammatiken. Forschungen im Bereich adaptive Dialogstrategien ergänzten die linguistischen Aspekte und ermöglichten eine natürliche, kindgemäße Interaktion.

ALIZ-E startete am 1.März 2010 und wurde im 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union unter dem Förderkennzeichen FP7-ICT-248116 über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren gefördert.

 

Die Konsortialpartner in ALIZ-E:

  1. University of Plymouth (Konsortialführer), UK
  2. Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI, Deutschland
  3. Vrije Universiteit Brussel
  4. Netherlands Organisation for Applied Scientific Research TNO
  5. Imperial College London, UK
  6. University of Hertfordshire, UK
  7. Fondazione Centro San Raffaele del Monte Tabor, Italien
  8. National Research Council, Italien
  9. Aldebaran Robotics, Frankreich

 

Über DFKI-Talking Robots:

Die Arbeitsgruppe Talking Robots des DFKI-Forschungsbereichs Sprachtechnologie entwickelt multi-modale Dialogsysteme für die Interaktion zwischen Mensch und Roboter. Dabei handelt es sich um Systeme für den Innenbereich, für draußen oder um mobile robotische Systeme. Außer für ALIZ-E forschte die Gruppe bislang für die EU-Projekte CoSy, CogX, NIFTi, TRADR. Der Fokus der Forschungsarbeiten liegt auf der verbalen Kommunikation in gemischten Teams aus Robotern und Menschen in spezifischen Handlungskontexten.

 

Kontakt DFKI:
DFKI Saarbrücken
Forschungsbereich Sprachtechnologie
Dr. Ivana Kruijff-Korbayová
Telefon: +49 681 85775 5356