Der Deutsche Bundestag hat auf Betreiben der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und DIE LINKE eine Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ eingesetzt, deren Ziel es ist, „eine ausgewogene Debatte zum hochaktuellen Thema zu führen und gemeinsam mit Expertinnen und Experten Handlungs¬empfehlungen auch für den Gesetzgeber zu erarbeiten, wie die Potenziale von KI für das Leben der Menschen, für die Entwicklung unseres Wohlstandes und die Gesellschaft als Ganzes gefördert und die Risiken begrenzt werden können.“
Als weitere Forderung nennt der Antrag der Fraktionen: „Der Mensch muss dabei im Mittelpunkt stehen.“ Dies deckt sich hervorragend mit dem Leitbild des DFKI, welches sich in seinem Jubiläumsjahr 2018 „30 Jahre KI für den Menschen“ auf die Fahnen geschrieben hat. Daher ist es erfreulich, dass gleich zwei Mitarbeiter des DFKI in die Kommission berufen wurden. Prof. Krüger wurde von der CDU/CSU-Fraktion vorgeschlagen und Dr. Burchardt von der FDP-Fraktion.
Antonio Krüger ist seit 2009 Globus-Stiftungsprofessor für Informatik an der Universität des Saarlandes und Direktor des Innovative Retail Laboratory am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Er ist ein international angesehener Experte für Mensch-Maschine-Interaktion und Künstliche Intelligenz und leitet an der Universität des Saarlandes seit 2010 den Studiengang Medieninformatik. Von 2004 bis 2009 war er als Professor für Informatik und Geoinformatik an der Universität Münster und als geschäftsführender Direktor des Instituts für Geoinformatik tätig.
„Zukünftige KI-Techniken werden nur dann eine breite Akzeptanz finden, wenn sie sich an den Bedürfnissen der Menschen und der Gesellschaft orientieren. Der europäische Ansatz einer am Menschen orientierten KI birgt große Chancen für Deutschland. Die Enquete-Kommission ist ein hervorragendes Forum, die Rahmenbedingungen einer menschenzentrierten KI zu diskutieren und zu formulieren“, so Prof. Krüger.
Aljoscha Burchardt ist Forschungsbereichsmanager am Language Technology Lab des DFKI Projektbüro Berlin. Zu seinen Interessen gehören die Bewertung der maschinellen Übersetzungsqualität und die Einbeziehung von Sprachexperten in den R&D-Workflow. Er hat einen Hintergrund in semantischer Sprachtechnologie. Nach seiner Promotion in Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes koordinierte er das Center of Research Excellence „E-Learning 2.0“ an der Technischen Universität Darmstadt. Burchardt ist stellvertretender Vorsitzender der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft.
Burchardt ergänzt: „Ich habe den Eindruck, dass vermeintliche Gefahren von KI heute dafür herhalten müssen, dass wir in Deutschland die Digitalisierung verschlafen könnten. Daher möchte ich, dass wir in der Enquete-Kommission genau darauf achten, worüber wir sprechen: ‚normale’ Digitalisierung, echte KI oder vielleicht nur eine Form von maschinellem Lernen? Im Übrigen ist KI der Schlüssel zur Digitalisierung – so herum wird ein Schuh daraus.“
Der Zeitplan sieht vor, dass die Kommission zeitnah nach der parlamentarischen Sommerpause 2020 ihre Ergebnisse und Handlungsempfehlungen vorlegt, damit noch in der 19. Legislaturperiode erste Umsetzungen erfolgen können.