Der Journalismuspreis Informatik wurde 2006 erstmalig ausgelobt und ist insgesamt mit 16.000 Euro dotiert. Die Preisgelder der Hauptpreise in den drei jeweils mit 5.000 Euro dotierten Kategorien „Text“, „Audio“, und „Video und Multimedia“ stiftet das Wirtschaftsministerium des Saarlandes. Zudem stiftet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in diesem Jahr erneut einen mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis. Ziel des Journalismuspreises Informatik ist, qualitativ hochwertige Berichterstattung über Themen der Informatik zu fördern.
Jürgen Barke, saarländischer Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, beglückwünschte die Preisträgerinnen und Preisträger: „Das Saarland ist ein international renommierter Informatik-Standort mit einer Vielzahl innovativer Forschungseinrichtungen. Mit dem bundesweit einzigartigen Journalismuspreis Informatik wollen wir die mit der Digitalisierung verbundenen Chancen und Risiken einer großen Öffentlichkeit zugänglich und verständlich machen. Die Preisträgerinnen und Preisträger, die wir heute prämieren, haben dies auf außergewöhnliche Weise geschafft.“
Die Jury des Journalismuspreises Informatik bilden Christel Weins, Naturwissenschaftlerin und Gründerin des Journalismuspreises, Peter Hergersberg, Redaktion MaxPlanckForschung, Dr. Ilka Desgranges, langjährige Journalistin der Saarbrücker Zeitung, Dr. Wolfgang Pohl, Geschäftsführer der Bundesweiten Informatikwettbewerbe, Florian Possinger, Saarländischer Rundfunk, Prof. Dr. Reinhard Wilhelm, Informatik-Professor der Universität des Saarlandes und Peter Welchering, freier Technik- und Wissenschaftsjournalist.
Die prämierten Beiträge des Journalismuspreises Informatik 2022 im Einzelnen:
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Audio“ geht an das Radio-Feature „Was wäre wenn: Der große Angriff – Cyberattacke auf das Saarland“ von Kerstin Gallmeyer und Uwe Jäger, veröffentlicht am 4. Dezember 2021 im Saarländischen Rundfunk. Der Beitrag kann unter https://www.sr.de/sr/sr2/sendungen_a-z/uebersicht/die_reportage/20211204_cyberangriff_die_reportage_100.html
online abgerufen werden.
Begründung der Jury: „Die Verletzlichkeit der kritischen Infrastruktur zeigen Kerstin Gallmeyer und Uwe Jäger an einem fiktiven Beispiel auf: Ein regionaler Energieversorger wird Opfer eines Cyberangriffs, so dass im gesamten Stadtgebiet von Saarbrücken der Strom ausfällt. In dem Feature werden fiktive Szenen zur Lage in den Krankenhäusern auf sehr gelungene Weise mit realen Experteninterviews verknüpft. Die Zuhörer werden in das bedrohliche, höchst aktuelle Szenario emotional hineingezogen und erfahren zugleich auf informative und verständliche Weise von einem betroffenen Unternehmer und einem Wissenschaftler, was bei einem erpresserischen Ransomware-Angriff passiert und wie man sich dagegen wehren kann. Auf unterhaltsame Art werden die Zuhörer dazu bewegt, sich mit den Bedrohungen der digitalisierten Welt kritisch auseinanderzusetzen.“
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Video & Multimedia“ geht an den Videobeitrag „So können Handy und Laptop heimlich zuschauen: Unsere App zeigt, wie es geht“ von Rebecca Ciesielski, Ariane Alter, Maria Christoph, Sebastian Bayerl, Robert Schöffel und Matthias Dachtler, erschienen am 13. Juli 2022 auf dem Youtube Kanal der PULS Reportage und in der ARD-Mediathek. Der Beitrag ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=YGKY_F50I_8 .
Begründung der Jury: „Das Jugend-Format des Bayerischen Rundfunks, die Puls Reportage, thematisiert in dem prämierten Beitrag eine digitale Bedrohung, welche die meisten Smartphone- und Laptopnutzer und damit auch die „Digital Natives“ mal mehr, mal weniger bewusst ignorieren – nämlich, dass Apps heimlich die Kamera ihres Gerätes anschalten und auslesen könnten. Der Beitrag zeigt: Dieser höchst unangenehme Gedanke ist längst Wirklichkeit. Anhand verschiedener Apps und Betriebssysteme demonstriert ein Software-Entwickler für Reporterin Ariane Alter, wie leicht diese Programme völlig unbemerkt die Kamera einschalten und Screenshots und Screenrecordings aufzeichnen können. Das in Zeiten von Homeoffice und Videokonferenzen hochsensible Thema wird über Beispielszenarien und Diagramme sehr verständlich kommuniziert und von Moderatorin Ariane Alter in gewohnt schriller Manier kommentiert. Bei allen Zuschauern dürften nach diesem Beitrag die Alarmglocken klingeln, wenn sie unbedacht in intimen Situationen ihre Geräte angeschaltet lassen.“
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Text“ geht an die Reportage „Wie lange braucht es uns noch?“ von Reto U. Schneider, erschienen am 5. September 2022 im Magazin NZZ Folio. Der Artikel ist unter https://www.nzz.ch/folio/wie-lange-braucht-es-uns-noch-ld.1700707 abrufbar und dort auf besondere Weise aufbereitet.
Begründung der Jury:„Faszinierend und erschreckend zugleich ist Reto Schneiders brillanter Beitrag zur Künstlichen Intelligenz als Co-Autor. Der Journalist analysiert die neue Sprachgewalt der Maschine und nutzt sie direkt selbst beim Formulieren seines Artikels. Die KI und menschliche Kreativität verschmelzen damit unbemerkt, nur dem kritischen Betrachter stechen die Unterschiede ins Auge. Dies gilt auch für die Kunstwerke, die den Magazinbeitrag bebildern und auf Basis etwas schräger Arbeitsaufträge von der Künstliche Intelligenz selbst geschaffen wurden. Mit viel Humor blickt Reto Schneider auf die ungeahnten Möglichkeiten gerade für Kreative, immer mit leicht skeptischem Unterton, welche Relevanz die menschliche Schaffenskraft dabei noch hat. Zugleich erklärt er anschaulich und fundiert die Funktionsweise neuronaler Netze. Er zeigt dabei auf, was die Leistungen und Schwächen dieser KI-Systeme in Gestalt des Textprogramms GPT-3 und des Kunstgenerators Dall-E 2 sind. Die schön aufbereitete Webversion zieht durch animierte Elemente fast wie ein Film am Leser vorbei.“
Der mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) prämiert den Artikel „Auf digitaler Spurensuche“ von Manon Bischoff, erschienen am 15. Juli 2022 im Magazin „Spektrum der Wissenschaft“. Für Abonnenten des Magazins hier zu lesen: https://www.spektrum.de/magazin/open-source-intelligence-auf-der-jagd-nach-kriegsverbrechern/2021593
Begründung der Jury: „Die Autorin Manon Bischoff hat sich mit einem äußerst aktuellen Thema auseinandergesetzt, nämlich der Frage, wie in der digitalen Forensik Informationen aus vielen Quellen, u.A. Smartphones kombiniert werden können, um verlässliche Informationen über Kriegsverbrechen zu erhalten. Sie analysiert am Beispiel von verschiedenen Krisengebieten, wie Journalisten fundiert und wahrheitsgetreu recherchieren können, selbst wenn sie aus Sicherheitsgründen nicht vor Ort sind. Dabei erklärt sie anschaulich verschiedene Recherchemöglichkeiten und technische Tools und erklärt, wie Privatpersonen über die sogenannte Open-Source-Intelligence (kurz: OSINT) geheime Informationen sammeln. In der Diskussion, ob dies digitale Forensik oder Journalismus ist, positioniert sich die Autorin klar. Der Artikel ist mit Infokästen, Interviews und vielen persönlichen Bezügen variantenreich und spannend zu lesen.“
Fragen beantwortet:
Philipp Zapf-Schramm
Saarland Informatics Campus
Telefon: +49 681 302-70741
E-Mail: pzapf@mmci.uni-saarland.de
Hintergrund Saarland Informatics Campus:
900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2100 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Fünf weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik und das Forschungs-Cluster für „Multimodal Computing and Interaction“ sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.