Mit dem DigitalPakt haben Bund und Länder den Grundstein für die Ausstattung deutscher Schulen mit digitaler Technik gelegt. Insgesamt stellt der Bund fünf Milliarden Euro für den Kauf von Endgeräten oder die Installation von WLAN-Strukturen zur Verfügung. Es geht um Hard- und Software – aber auch um Lehrende und Lernende, die die Digitalisierung nur dann mitgestalten können, wenn sie lebenslang lernen. Um die dazu notwendigen Lerninhalte geht es im Projekt CLEVER. Der Bedarf an solchen Lerninhalten ist groß, denn fehlt der passende „Content“, bleiben digitale Medien und damit viele Chancen ungenutzt. Die CLEVER-Software soll als intelligente Lernumgebung erstmals eine automatisierte Entwicklung von Lerninhalten entlang der lebenslangen Bildungskette ermöglichen – von der Grundschule bis zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Mit nur wenigen Klicks sollen Lehrende individualisierte Lerninhalte generieren können, ohne dabei ihre pädagogischen Freiheiten zu verlieren. „Die Software wird intelligente Vorschläge zur Erstellung guter Lerninhalte machen, aus denen die Nutzer auswählen können. Passend dazu gibt es konkrete Ideen für innovative Lernformate oder praktische Tools, mit denen zum Beispiel Inhalte augmentiert oder Videos erstellt werden können“, erläutert CLEVER-Projektleiterin Professor Julia Knopf vom Forschungsinstitut Bildung Digital und ergänzt: „Letztendlich entscheiden die Lehrenden aber immer selbst, welche Vorschläge der Software sie annehmen. Damit nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung, ohne die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit der Menschen einzuschränken.“
Für die Erstellung der Lerninhalte soll der Anwender durch eine digitale Vorlage geführt werden, die das Ergebnis jahrelanger didaktischer Forschung ist. Hier kann man individuelle Rahmendaten eingeben – Klassenstufe oder Ausbildungsjahr, vorhandene digitale Ausstattung oder zu vermittelnde Kompetenzen – und dann schrittweise seinen Lerninhalt zusammenstellen. Innerhalb der Lernumgebung werden konkrete Gestaltungsmöglichkeiten einge-blendet, die der Nutzer per „Drag & Drop“ aktiv auswählen kann. Mit der aktiven Auswahl dieser Möglichkeiten baut sich der Lerninhalt dann Schritt für Schritt auf. Erprobt werden soll die Software in saarländischen Grundschulen sowie in beruflichen Schulen.
„Wir wollen die einzelnen Schritte der Produktion von Lerninhalten mit Hilfe von wissensbasierten Systemen automatisieren. Die Lernumgebung schlägt Lehrenden relevante Inhalte und Medienformate kombiniert vor“, so Professor Thomas, Leiter der DFKI-Forschungsgruppe Smart Enterprise Engineering in Osnabrück und zusammen mit Professor Knopf Gründungspartner der Didactic Innovations GmbH. In der Endausbaustufe soll das System gezielt auf die Nutzerbedürfnisse eingehen und die Qualität bestehender Lerninhalte verbessern können. „Wir möchten“, so Professor Thomas weiter, „in der Aus- und Weiterbildung eine bis dato nicht erreichte – von räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten unabhängige – Form des Zugangs zu individualisierten Lerninhalten schaffen. Dennoch stehen im Projekt nicht die Software oder eine technologische Plattform im Vordergrund, sondern der Lernende und seine individuellen Bedürfnisse im Sinne einer didaktischen Integration. Hierin sehen wir eine entscheidende Abgrenzung zu existierenden Lernmanagement-Systemen.“
Die Projektpartner sind davon überzeugt, dass gerade durch die Bündelung von didaktischem und technologischem Know-how der digitale Wandel in der Bildung maßgeblich gestaltet und vorangetrieben werden kann. Dies ist auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek wichtig: „Mit dem DigitalPakt wird die Ausstattung in den Schulen verbessert. Um den Unterricht mit digitalen Werkzeugen qualitativ zu verbessern, brauchen die Lehrkräfte inhaltliche Hilfestellungen und neue Fähigkeiten. Das Projekt CLEVER leistet beides: Die Lehrkräfte lernen, wie sie mit einem intelligenten Werkzeug die Inhalte erstellen können, die sie für ihre Unterrichtsgestaltung benötigen.“
Dass es gelungen ist, ein solch innovatives Projekt ins Saarland zu holen, hebt Ministerpräsident Tobias Hans positiv hervor: „Es zeigt sich einmal mehr, dass das Saarland eine Vorreiterrolle in der verantwortlichen Gestaltung der Digitalisierung einnimmt. Der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis gelingt vor allem dort, wo die enge Zusammenarbeit zwi-schen Forschungsinstituten, Schulen und Unternehmen über viele Jahre erfolgreich erprobt wurde. CLEVER dient der zukunftsorientierten Bildung in unseren Schulen und einer zeitgemäßen, innovativen Aus- und Weiterbildung in Unternehmen.“
Projektpartner:
Das Forschungsinstitut Bildung Digital (FoBiD) ist ein interdisziplinäres Institut an der Universität des Saarlandes und verantwortet im Projekt CLEVER die didaktische Planung und Umsetzung der digitalen Lerninhalte (www.fobid.org). Gegründet wurde das Institut 2017 durch die Universitätsprofessoren Julia Knopf und Antonio Krüger, der vor wenigen Monaten zum CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH ernannt wurde.
Das DFKI wurde 1988 als gemeinnützige Public-Private Partnership (PPP) mit den Standorten in Kaiserslautern, Saarbrücken, Bremen, Berlin, Niedersachsen und St. Wendel gegründet. Das DFKI ist im Bereich innovativer Softwaretechnologien auf der Basis von Methoden der Künstlichen Intelligenz die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung Deutschlands. Im Projekt CLEVER wird das DFKI durch Prof. Dr. Oliver Thomas vertreten, der am DFKI die Forschungsgruppe Smart Enterprise Engineering leitet.
Implementierungspartner im Projekt ist die Didactic Innovations GmbH. Als Spin-off der beiden Universitäten Saarbrücken und Osnabrück ist das Unternehmen auf die innovative Gestaltung von Aus- und Weiterbildungsszenarien für das „Unternehmen der Zukunft“ ausgerichtet. Zu diesem Zweck werden moderne Lehr- und Lernformate designt, digitalisiert und zu einer neuen Verbindung aus Didaktik und Technologie geformt (www.didactic-innovations.de).