Wahlster hat in den zurückliegenden 45 Jahren die KI-Forschung entscheidend geprägt. „Professor Wahlster gehört zweifelsfrei auf diesem Gebiet mit einer sehr beachtlichen Zahl hochkarätiger internationaler Publikationen zu den weltweit renommiertesten KI-Forschern“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler anlässlich der feierlichen Verleihung im Oldenburgischen Staatstheater. „Bei der Ansiedlung des DFKI-Labors Niedersachsen in Osnabrück und Oldenburg hat er die Potenziale unseres Landes im Forschungsfeld Künstliche Intelligenz in beiderseitigem Interesse geschickt genutzt und den Aufbau mit der Vorgabe ambitionierter Ziele sehr beflügelt.“
Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder betont: „Ich kenne und schätze Wolfgang Wahlsters Weitsicht und seinen fachlichen Rat seit vielen Jahren. Für die Universität ist er ein zuverlässiger und wichtiger Wegbegleiter, der sich mit viel persönlichem Einsatz bis heute für die Oldenburger Informatik stark macht.“ Zu Wahlsters Ehren und in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen hatte die Universität am Vormittag ein Festkolloquium mit hochkarätigen Festrednerinnen und -rednern veranstaltet.
Wolfgang Wahlster habe durch sein Engagement „ganz maßgeblich zur Entwicklung der Oldenburger Informatik bis zur heutigen Größe mit 24 Professuren, 1.500 Studierenden und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen DLR, DFKI und OFFIS beigetragen“, zitiert Prof. Dr. Rudolf Schröder, Dekan der Fakultät II der Universität Oldenburg aus dem Bericht der Ehrenkommission.
Bereits Anfang der 1980er-Jahre war Wahlster Mitglied einer Kommission, die das Konzept für den Studiengang „Angewandte Informatik“ an der Universität Oldenburg entwickelte. Er habe die Oldenburger Informatik seitdem über einen Zeitraum von fast 40 Jahren engagiert unterstützt, betonte die Ehrenkommission.
Dankbar zeigt sich auch Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff, Vorstandsvorsitzender des OFFIS. „Dem Informatikinstitut OFFIS – dem ersten An-Institut der Universität Oldenburg – ist Wahlster seit dessen Gründung im Jahr 1991 eng verbunden. Er gehört dem Wissenschaftlichen Beirat unseres Instituts von der ersten Sitzung 1992 mit Unterbrechungen bis heute an und fungierte lange Zeit als Sprecher des Gremiums.“
Wahlster, Absolvent des Delmenhorster Max-Planck-Gymnasiums, studierte Informatik und Theoretische Linguistik an der Universität Hamburg, wo er 1981 auch promovierte. An der Universität des Saarlandes lehrte und forschte er von 1982 bis 2018 als Professor für Informatik und war mit seinem Lehrstuhl mit zwei Sonderforschungsbereichen sowie einem Exzellenzcluster der Deutschen Forschungsgemeinschaft erfolgreich. Der Fokus seiner Arbeit lag auf den Gebieten der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Computerlinguistik, insbesondere befasste er sich mit Themen wie Benutzermodellierung, Mensch-Maschine-Kommunikation und kognitiven Assistenzsystemen. Als Gründungsdirektor des DFKI und später als technisch-wissenschaftlicher Direktor sowie Vorsitzender der Geschäftsführung baute der Informatiker das Forschungszentrum von 1988 bis 2019 zur weltweit größten Forschungseinrichtung auf diesem Gebiet aus. Zusammen mit Prof. Dr. Henning Kagermann und Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas – beide Gäste der heutigen Festveranstaltung – prägte er das Konzept „Industrie 4.0“ zur umfassenden Digitalisierung und Automatisierung der industriellen Produktion. 2011 veröffentlichten sie das erste Papier. Inzwischen sei Industrie 4.0 zu einem deutschen Exportschlager geworden, betonten Kagermann und Lukas in ihren Reden.
Wahlster wurde für sein Wirken auf nationaler wie internationaler Ebene mit hohen Auszeichnungen geehrt. Unter anderem ist er Träger des Deutschen Zukunftspreises und erhielt 2013 den Donald E. Walker Distinguished Service Award des Weltverbands für Künstliche Intelligenz (IJCAI). 2019 zeichnete ihn der Bundespräsident mit dem Großen Bundesverdienstkreuz aus. Wahlster ist Ehrendoktor der Universitäten in Linköping (Schweden), Darmstadt, Maastricht (Niederlande) und der Technischen Universität Prag (Tschechien) sowie Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Akademie der Wissenschaften und Literatur (AdW Mainz), der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie der Akademie für Technikwissenschaften (acatech).