- SmartFactory-KL zeigt auf der Hannover Messe Use Cases rund um den Einsatz von KI in der Produktion
- AR-Anwendungen visualisieren Ergebnisse von Datenauswertungen
Eine wichtige Aufgabe, die KI im Produktionsumfeld übernimmt, ist die Auswertung gesammelter Daten. Maschinendaten wie Druck, Temperatur oder Durchfluss geben Aufschluss über den Zustand einer Anlage und ermöglichen dessen Überwachung (Condition Monitoring). Die dabei generierten Datenmengen sind zu groß, als dass wir Menschen sie ohne technische Unterstützung schnell auswerten und interpretieren könnten. Erst wenn die gesammelten Daten durch geeignete mathematische Analysemethoden (Data Analytics) verarbeitet sind, kann der Anlagenbetreiber einen Nutzen aus ihnen ziehen und mögliche Fehlfunktionen der Anlage vorhersagen. Dieser drohende Ausfall kann durch eine vorausschauende Wartung im Vorfeld behoben werden, was wiederum den Anlagenstillstand und Reparaturzeiten minimiert.
Use Case Anomalieerkennung: Algorithmen unterstützen den Menschen
Das Partnerkonsortium der SmartFactory-KL-Industrie 4.0-Produktionsanlage zeigt auf der Hannover Messe, wie Zustandsüberwachung und Anomalieerkennung (Anomaly Detection) eingesetzt werden können. Hierzu wurde ein neuer Use Case entwickelt: Verschleiß von Produktionsmodulen und Werkzeugen macht sich häufig bereits früh durch Signale bemerkbar, z.B. in Form von Schleifgeräuschen. An einem Produktionsmodul wird dazu im laufenden Betrieb zu Demonstrationszwecken eine Fehlfunktion in Form eines Schleifgeräuschs erzeugt. Die Geräuschumgebung innerhalb der Produktionmodule kann akustisch aufgezeichnet und durch KI Algorithmen ausgewertet werden. Mit Hilfe des KI-Algorithmus wird das Geräusch gehört und somit die Anomalie erkannt. Über das ERP-System kann ein Wartungsauftrag generiert werden, in dem bereits angezeigt wird, wo sich der Fehler befindet. Diese Information erhält der Servicetechniker auf einem Tablet, Smartphone oder in einer Datenbrille angezeigt. Die lästige Fehlersuche seitens der Beschäftigten entfällt und die Wartung der Anlage kann schnell umgesetzt werden, bevor Ausschussmenge produziert oder gravierende technische Defekte an der Anlage entstanden sind.
Mit Hilfe von Augmented Reality kann der Mitarbeiter am Ort des Geschehens durch den Wartungsprozess geführt werden, zum Beispiel mit der Hilfe von Datenbrillen: Dabei werden dem Werker Informationen und Arbeitsanweisungen in die Brille projiziert, sodass er gleichzeitig beide Hände für die Ausführung der Arbeitsschritte frei hat. Somit wird eine intuitive und verbesserte Fehlerbehebung ermöglicht. Auch die Möglichkeiten der Fernwartung werden durch die Nutzung von AR vereinfacht, indem zum Beispiel ein Ingenieur vom Büro aus den Techniker vor Ort unterstützt.
„In der vorausschauenden Wartung zeigt sich, wie KI den Menschen unterstützt. Der Beschäftigte hat die Aufgabe, an Hand der von der KI ermöglichten Entscheidungshilfe die Angaben zu interpretieren und die richtigen Arbeitsschritte einzuleiten“, so Prof. Dr. Martin Ruskowski, Forschungsbereichsleiter Innovative Fabriksysteme am DFKI und Experte für das Thema KI in der Produktion.
KI-Anwendungen auch für den Mittelstand interessant
In einem weiteren Use Case zeigt die SmartFactory-KL, wie Daten aus einem Anlagen-Dashboard für die Mitarbeiter praktisch visualisiert werden können. „Dieser Use Case der Datenvisualisierung ist uns wichtig, weil er einen einfachen Schritt in Richtung KI-Anwendung darstellt, den der Mittelstand bisher noch nicht getätigt hat. Es ist unser Ziel, den vielen kleinen und mittleren Unternehmen ebenfalls Ideen mit auf den Weg zu geben. Daten nur zu sammeln reicht nicht. Erst wenn man daraus Informationen ableitet, diese visualisiert und beispielsweise Grenzwertüberschreitungen anzeigt, entsteht ein Mehrwert“, so Prof. Dr. Detlef Zühlke, Vorstandsvorsitzender der SmartFactory-KL.
Eine weitere Option besteht in der „Speech-to-text“-Anwendung. Eine KI-Anwendung kann die Sprachbefehle des Mitarbeiters in Schrift übersetzen und somit die gesuchten Informationen in einer Datenbank identifizieren. Auf diesem Wege kann sich der Beschäftigte zum Beispiel aus der technischen Anlagendokumentation die benötigten Passagen von Bedienungs- oder Montageanleitungen in der Datenbrille anzeigen lassen. Die lästige Suche in Aktenordnern oder Textdateien am Computer entfällt. Auch diesen Anwendungsfall führt das SmartFactory-KL-Partnerkonsortium auf der Hannover Messe vor.
Die Partner des SmartFactory-KL-Industrie 4.0-Demonstrators sind: B&R Automation, Bosch Rexroth, EPLAN Software & Service, Festo, HARTING, Huawei, IBM, KIST Europe, METTLER TOLEDO, MiniTec, PHOENIX CONTACT, Pilz, proALPHA, TÜV SÜD, Weidmüller.
Über die Technologie-Initiative SmartFactory KL e.V.
Die Technologie-Initiative SmartFactory KL e.V. wurde 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet, um erstmals Akteure aus Industrie und Forschung in einem Industrie 4.0-Netzwerk zusammenzubringen und gemeinschaftlich Projekte zur Fabrik der Zukunft durchzuführen. Die im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern beheimatete SmartFactory-KL ist eine weltweit einzigartige herstellerunabhängige Demonstrations- und Forschungsplattform. Hier werden innovative Informations- und Kommunikationstechnologien und deren Einsatz in einer realitätsnahen industriellen Produktionsumgebung getestet und weiterentwickelt. Die Technologie-Initiative hat, durch die aktive Beteiligung ihrer Mitglieder, bereits erste Produkte und Lösungen sowie gemeinschaftliche Standards im Bereich Industrie 4.0 etabliert. SmartFactory-KL wurde 2016, zusammen mit weiteren Kompetenzträgern aus der Region, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zum Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern ernannt.
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