Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass Modellprognosen auf Grundlage historischer Daten Infektionszahlen oft überschätzen, was die öffentliche Akzeptanz von Simulationsprognosen als Grundlage für politische Entscheidungen schwächt. Herkömmliche Modelle berücksichtigen keine Verhaltensänderungen aufgrund von wahrgenommenen Risiken und lassen die Auswirkungen von Krisenkommunikation und subjektiven Wahrnehmungen außer Acht. Ziel von SEMSAI ist es, zu erforschen, wie modellbasierte Vorhersagen so angepasst werden können, dass sie die Realität besser widerspiegeln, und wie sich die Kommunikation von Vorhersagen auf das zukünftige Verhalten auswirkt. Das Konsortium besteht aus drei Partnern aus den Bereichen Psychologie und sozialwissenschaftliche Katastrophenforschung (KFS), mathematische Modellierung und Vorhersage (ITWM) sowie agentenbasierte Sozialsimulation(DFKI). Das interdisziplinäre Konsortium wird diese Rückkopplungsmechanismen untersuchen und vorschlagen, wie sowohl makro- als auch mikroskalige Modellierung von der Einbeziehung dieser reflexiven Mechanismen, die das Situationsbewusstsein modellieren, profitieren kann.
- Teilprojekt 1 erweitert ein mikroskaliges agentenbasiertes Ansteckungsmodell um reflexive Mechanismen der Kommunikation, der Risikowahrnehmung und des Vertrauens. Diese sozialpsychologischen Mechanismen werden genauere Vorhersagen des individuellen Verhaltens ermöglichen.
- Teilprojekt 2 entwickelt ein mathematisches Modell auf Makroebene zur Vorhersage und Bewertung der Auswirkungen von Eindämmungsmaßnahmen während einer schweren Epidemie, wobei Herausforderungen wie Rückkopplung, Kalibrierung und multikriterielle Optimierung berücksichtigt werden.
- Teilprojekt 3 untersucht Möglichkeiten, die Validität von Simulationsmodellen für schwere Infektionskrankheiten aus sozialpsychologischer Sicht zu erhöhen, indem es das Verhalten der Bevölkerung analysiert, relevante Einflussfaktoren identifiziert, bei deren Integration in Modelle unterstützt sowie die Auswirkung der Modelle auf die Bevölkerung untersucht.
Partner
Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM), Freie Universität Berlin: Katastrophenforschungsstelle (KFS)