Vor 150 Jahren wurden hier Kohlen zerkleinert, gesäubert und sortiert. Neuerdings dient das Gebäude des MIK auf dem Areal der früheren Steinkohlenzeche im UNESCO Naturpark TERRA.vita den Forschenden des DFKI aus Osnabrück als Werkstatt für neue Technologien. Ergebnisse aus aktuellen Projekten des DFKI werden in Demonstratoren für die Öffentlichkeit einfließen und damit die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI), Industrie 4.0 und Augmented Reality (AR) auf industrielle Ökosysteme vermitteln.
Zum Auftakt wird an drei Öffnungstagen an dem Oldtimer-Traktor eine Instandsetzung demonstriert. Die erste interaktive Vorführung findet am Sonntag, 4. September, von 11 bis 15 Uhr, im Rahmen des diesjährigen „Anheizertags und Rail- & Street-Food-Festivals am Piesberg“ statt. Weitere Termine sind der 18. September (11 bis 15 Uhr) und der 2. November (11 bis 14 Uhr). In drei Schritten, angefangen bei einem defekten Bauteil, über die Aufbereitung bis hin zur Montage, präsentieren die Forschenden Technologien, die in einer Prozesskette in der Industrie zum Einsatz kommen. Besucherinnen und Besucher dürfen auch selbst aktiv werden. Mit einem Tablet können sie herumliegende Gegenstände, zum Beispiel einen Achsschenkel des Traktors, einscannen und von diesem ein digitales Modell erstellen. Auf der Basis solcher Daten kann KI Schäden erkennen und Lösungswege vorschlagen. An einer nächsten Station erfahren sie, wie durch 3D-Druck-Verfahren defekte Metallteile wieder aufgebaut werden können. Anschließend blicken sie durch eine AR-Brille auf den Traktor. Virtuelle Elemente im Raum werden sichtbar und leiten die Betrachtenden an, wie eine Glühbirne eingesetzt wird.
Der Traktor ist ein geeignetes Objekt, um zu zeigen, wie Bestehendes, in diesem Fall Altes, mit neuem Werkzeug repariert und Fachfremde befähigt werden können, Störfälle selbst zu beheben. In einem alltäglichen Szenario bei großen Maschinen in Industrieanlagen bedeutet eine Zeitersparnis, zum Beispiel durch die frühzeitige automatische Erkennung von Störfällen oder effizienteren Kundenservice aus der Ferne, bares Geld. Die Wirtschaftsinformatiker vom DFKI interessieren sich dafür, wie die Wertschöpfung von Unternehmen mit modernen Methoden verbessert werden kann, zum Beispiel durch Reparatur-Dienstleistungen nach dem Kauf einer Maschine.
Wissenschaft erfahren und gestalten
Neben weiteren Demonstratoren gibt es zwischen dem MIK und dem DFKI auch Pläne für gemeinsame Events. Dr. Vera Hierholzer, Geschäftsführende Direktorin des MIK: „Das MIK verknüpft in seinen Ausstellungen historische Zusammenhänge mit aktuellen Fragestellungen und neuen Ideen für die Zukunft rund um das Themendreieck Mensch – Natur – Wirtschaft. Die Kooperation mit dem DFKI passt dazu hervorragend. KI-Algorithmen und virtuelle Anwendungen prägen die heutige und künftige Wirtschaft. Diese Entwicklungen sollen für unsere Besucherinnen und Besucher verständlich gemacht werden.“
Prof. Dr. Oliver Thomas, Leiter des Forschungsbereichs, ergänzt: „Das MIK ist eine regionale Größe. Wir wollen in der Zusammenarbeit High-Tech-Inhalte aus der Wissenschaft in neuen Formaten präsentieren. Neue Technologien und KI sollen so den Menschen anschaulich erklärt und nahegebracht werden.“
Außerdem werden vom DFKI perspektivisch Formen des Citizen Science angestrebt. Ein Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Forschung ist gewollt: „Wir werden unsere Forschung auf den Präsentierteller stellen und testen, wie belastbar sie ist und sie verbessern. Denn das was die Museumsgäste in der Interaktion mit den Technologien bemerken, wird auch in den Unternehmen – unserem zentralen Forschungsgegenstand – von Bedeutung sein.“
DFKI im MIK und CIC
Mit der Präsenz im MIK lässt sich das DFKI Niedersachsen in einem weiteren historischen Bauwerk im Osnabrücker Raum nieder. Beide Osnabrücker Forschungsbereiche ziehen im kommenden Jahr als Ankermieter in das entstehende Coppenrath INNOVATION CENTRE (CIC) im alten Ringlokschuppen ein. Während dort mit Weiterbildung im Bereich KI, KI-Prototyping, Finanzierungsberatung und Netzwerkveranstaltungen ein Ort für den Mittelstand und die professionellen Anwender geschaffen wird, wird die ehemalige Kohlenwäsche eine Plattform für die gesellschaftliche Beteiligung: „Gemeinsam mit dem MIK wollen wir uns nun um Fördergelder bemühen, damit wir die Kohlenwäsche zu einer richtigen Begegnungsstätte zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ausbauen können”, erklärt Oliver Thomas.