Trotz inzwischen zahlreicher Experten, neuen Forschungsprojekten und vielen verfügbaren Informationen im Internet ist es schwierig einzuschätzen, wo wir uns in der COVID-19-Pandemie befinden. Sind die Maßnahmen geeignet, übertrieben oder nicht ausreichend? Wann kann „gelockert“ werden? Wie kriegen wir die Schulen wieder auf?
„Gerade auf kommunaler Ebene, bei den Gesundheitsämtern und den lokalen Krisenstäben, besteht Bedarf an Simulationsmöglichkeiten, um eventuelle Verläufe besser einschätzen und über Maßnahmen entscheiden zu können“, sagt Prof. Ingo Timm, Leiter des Themenfelds Kognitive Sozialsimulation an der DFKI-Außenstelle in Trier. „Bereits seit März letzten Jahres arbeiten wir an Computermodellen zur Analyse und Bewertung von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie unter Berücksichtigung menschlichen Verhaltens“.
Dabei kooperiert das DFKI eng mit dem Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM und den Stadtverwaltungen in Kaiserslautern und Trier. „Die COVID-19-Simulationssysteme vom ITWM und DFKI ergänzen sich hervorragend, um Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu beurteilen.“ betont Prof. Dr. Karl-Heinz Küfer, Bereichsleiter „Optimierung“ am Fraunhofer ITWM in Kaiserslautern. Auf den Vorarbeiten der beiden Institute basiert der innovative Ansatz im Projekt AScore.
Ein Cockpit für Krisenstäbe
Ziel von AScore ist die übersichtliche Darstellung der für Krisenstäbe relevanten Informationen in einem Dashboard. Anhand vorher definierter Modelle lässt sich darüber der weitere Verlauf der Pandemie für die eigene Kommune mit aktuellen Daten simulieren. „In einer Art Cockpit führen wir nun mit Künstlicher Intelligenz Daten, Analysen und Informationen zusammen. Verantwortlichen im Krisenmanagement sollen so bedarfsgerecht entscheidungsrelevante Informationen bereitgestellt werden.“, so Dr. Jan Ole Berndt, technischer Projektleiter des DFKI in Trier.
Dr. Clemens Gause, Geschäftsführer des am Projekt beteiligten Verbands für Sicherheitstechnik (VfS): „Kommunen spielen im Pandemie-Krisenmanagement eine immer wichtigere Rolle. Gerade für diese hat das Projekt AScore großes Potential, denn hier werden konkrete Werkzeuge zur Bewältigung der Krise entwickelt.“
Nachhaltig forschen – aus der Krise lernen
„Neben der Hilfe bei der Bewältigung der gegenwärtigen Pandemie möchten wir nachhaltig verstehen, welchen Informationsbedarf die Krisenstäbe haben“, ergänzt Prof. Ingo Timm. „Später möchten wir, beispielsweise mit Verfahren des Maschinellen Lernens, anhand der Daten erforschen, welche Maßnahmen wie wirksam waren und so für künftige Krisen lernen“.
An dem Projekt sind neben dem DFKI, mit dem Smart City Living Lab (SCLL) in Kaiserslautern und dem Themenfeld Kognitive Sozialsimulation der Außenstelle an der Universität Trier, das Fraunhofer ITWM, die Stadtverwaltungen von Kaiserslautern und Trier, der Verband für Sicherheitstechnik e.V. (VfS) sowie die Unternehmen CID GmbH und mata:solutions GmbH beteiligt.
Das Projekt AScore wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ der Bundesregierung gefördert. Weitere Informationen finden sich unter www.sifo.de.